პუბლიკაციები

Remythisierung des Nationalen. Grigol Robakidses Die Hüter des Grals als Gedächtnisroman

Im Zuge der Nationalisierung von Kultur, die sich im Abendland größtenteils im XIX Jahrhundert zugetragen hat, kommt es zu einer Umarbeitung (engl. re-working) des nationalen mythischen oder historischen Materials (Leerssen, National Thought in Europe, 202). Davon ausgehend, dass die kolonisierten Länder ihre nationale Identität unter der Fremdherrschaft herauszubilden hatten, ist es anzunehmen, dass der besagte Umarbeitungsprozess in diesen Ländern etwas intensiver verlaufen ist. Oder mit Jan Assmann formuliert: „Unter den Bedingungen der Unterdrückung kann Erinnerung zu einer Form des Widerstands werden.“ (Assmann 73) Vor allem im Fall totalitaristischer Unterdrückung wohnt dem kulturellen Gedächtnis eine befreiende Kraft inne, es widersetzt sich nämlich der totalisierenden Gleichschaltung und ermöglicht die Erfahrung des Anderen (siehe ebd. 86), indem es die Bedingungen für Zusammengehörigkeit schafft und die kollektive Identität einer unterdrückten Ethnie in Abgrenzung von dem Unterdrücker stabilisiert (vgl. Neumann, Literatur, Erinnerung, Identität). Dabei spielt Literatur als ein Medium des kollektiven Gedächtnisses (vgl. Erll, Literatur als Medium des kollektiven Gedächtnisses) eine kaum zu unterschätzende Rolle. Im Rückgriff auf die symbolischen Bestände kollektiver Gedächtnisse vermag sie diese zu verändern, „um sie dann – solcherart transformiert – wieder in das Kollektivgedächtnis einzuspeisen.“ (Erll, Erinnerungshistorische Literaturwissenschaft, 122) Ganz im Sinne einer Rhetorik der Erinnerungen und Identitäten (vgl. Neumann, Erinnerung – Identität – Narration) übt Literatur somit konstruktive Wirkung aus und strukturiert aktiv das Gedächtnis einer Gemeinschaft (vgl. Erll, Erinnerungshistorische Literaturwissenschaft, 124).